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Stimmen zu MundART

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Was ist so faszinierend an Hessisch?

Peter Kunz („Hessisch für Anfänger“, YouTube): „Hessisch ist der Quellcode der Heimat“

Wie bekommen wir in Hessen Mundart bis zum Abi wie in MeckPom?

Prof. Dr. Hanna Fischer: „Dialekt als Sprache und Kultur der Region muss eine größere Rolle in der Schule spielen. Dafür braucht es 1. Lehrpläne, die Dialekt kontinuierlich thematisieren, 2. zeitgemäßes Unterrichtsmaterial und 3. eine einschlägige Lehramtsausbildung, in der Sprachvariation systematisch berücksichtigt wird. Nur so können wir den Dialektabbau aufhalten und diskriminierende Spracheinstellungen verhindern.“

 

Warum ist es jetzt wichtig das Hessen-Nassauische Wörterbuch (HNWb) weiterhin zu unterstützen?

Prof. Dr. Alfred Lameli: Da gibt es eine Fülle guter Gründe:

  • Das HNWb verfügt über eine einmalige Sammlung der Dialekte in Hessen. Es dokumentiert den traditionellen Dialekt auf einer vergleichbaren Grundlage. Unter den Wörterbüchern der deutschen Dialekte nimmt es eine geographisch zentrale Stellung ein.
  • Das HNWb deckt als einziges Wörterbuch den zentral-, nord- und osthessischen Raum ab, ohne das HNWb bleibt hier eine Lücke bestehen. Zudem deckt das HNWb als einziges Wörterbuch neben den hochdeutschen Dialekten auch noch die niederdeutschen Dialekte in Hessen ab
  • Das HNWb ist eines der traditionsreichsten Wörterbücher des deutschen Sprachraums. Es liegen bereits 46 Lieferungen vor. Seit 2020 besteht jedoch keine eigene Grundfinanzierung mehr. Das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas bewirtschaftet die Arbeiten über Drittmittelprojekte und private Zuschüsse. Bis 2026 sind die Arbeiten über eine Finanzierung der Akademie der Wissenschaften auf sehr einfachem Niveau sichergestellt. Danach ist der Fortgang ungewiss.
  • Ziel ist eine Verdauerung der Redakteursstelle mit Unterstützung des Landes Hessen. Das Wörterbuch soll dann in einer freien Internetversion für alle, die sich für die Dialekte in Hessen interessieren, zugänglich gemacht werden.

Hessisch? Das gib’s doch garnicht!!!

Götz Konrad: Doch! Wir haben uns zwar lange, sogar viel zu lange gestritten, was Hessisch ist und was nicht. Und dabei haben wir alle Recht. Nordhessisch, Südhessisch, Osthessisch, Mittelhessisch, sogar Niederdeutsch im Norden. „RMV-Hessisch“ spotten nicht wenig über eine dialektal gefärbte Umgangssprache im Ballungsraum Frankfurt. „Das ist doch hoffentlich kein ‚Neuhessisch'“, bangen einige, wenn es im Hessen-Park mittlerweile auch Mundart-Führungen gibt. Statt uns zu streiten, sollten wir es lieber machen wie der Hessen-Löwe im Wappen: Mit breiter Brust freundlich winken und sagen: Das ist alles Hessisch!

 

 

Kann man einen Gottesdienst in Mundart gestalten; Ist das nicht was für die Hochsprache?

Ronald Lommel: Natürlich kann man einen Gottesdienst in Mundart gestalten. Voraussetzung ist natürlich, dass man dabei nicht als Alleinunterhalter auftritt, sondern Mitwirkende hat, die ebenfalls in ihrer Mundart z.B. Lesungen und Gebeten einbringen. Selbstverständlich ist auch das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser in  Mundart übertragen und die Lieder werden Mundart zum Teil gesungen; das setzt voraus, dass zumindest ein Teil der Gottesdienstbesucher Mundart versteht und spricht. Meine Erfahrung ist, dass durch die Mundart auch der Inhalt der Verkündigung, mehr noch als sonst, das Herz der Zuhörer angerührt wird. Man ist einfach noch näher dran, zumal der Großteil derer, die einen solchen Gottesdienst besuchen, auch zu Hause in ihrem Alltag Mundart sprechen. Mundart schafft eine ganz andere Nähe und man hört gewohnte Worte nochmal ganz neu. Die Mundart beschreibt auf anschauliche Weise was in der Hochsprache oft abstrahiert und „vornehm“ und arrogant daherkommt. Mundart basiert auf Bildern und Verben, nicht auf Nomen. Das klingt jetzt schon wieder gestelzt. Mundart ist direkt und eindrücklich. Bei einem Mundartgottesdienst ist man gleich bei Gott zu Hause…und wenn im Nachbarort ein Vokal vielleicht lang, im anderen breit und wieder in einem anderen kurz gesprochen wird, so spürt man doch die heimatliche Verbundenheit. Und auch das, finde ich, ist ein hohes und zu bewahrendes Gut.

Warum liegt Dir Mundart am Herzen?

Martin Caba („Rhöner Säuwänzt“): „Mundart ist ein Hauch von Anarchie. Sprich Hochdeutsch Kind, Mundart sprechen nur einfache, ungebildete Deppen! Mit dieser Einstellung haben die Lehrer unsere Eltern dazu gebracht uns die Mundart auszutreiben und damit fast auszurotten. Man sollte sich gefälligst schämen für seinen Dialekt. Nur wenn man den ablegt, kann man etwas werden. Aber was ist passiert? Viele dieser Menschen, die den Aufstieg geschafft haben haben keineswegs ihren Dialekt abgelegt, sie können nämlich beides! Und mittlerweile sind die Menschen sogar wieder ein wenig stolz auf ihren Dialekt. Denn in Mundart steckt  in einem gesunden Maß auch immer ein wenig Anarchie und Unangepasstheit. Also, ihr Leut‘, warum schämen? Seid lieber stolz auf eure Mundart!