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Hessen-Nassauisches Wörterbuch soll mit Spendenaktion ans Ziel gebracht werden

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Hessen-Nassauisches Wörterbuch soll mit Spendenaktion ans Ziel gebracht werden

Grundlagenwerk ist wichtig für die Forschung der Gegenwart und Zukunft der Mundart

Alte Wahl-Urne als Spendenbox: Im Rathaus der Gemeinde Eschenburg werden seit dem MundART-Festival Spenden gesammelt für die Fortsetzung des Hessen-Nassauischen Wörberbuchs.

Die Spendenaktion war erst der Start: Beim MundART-Festival sind 241 € zusammengekommen. Spontan hat Hermine Schwehn die Restauflage ihres Mundart-Plakates mit „Eibelshäuser Platt“ zu Verfügung gestellt. Die restlichen Exemplare dieser kreativen Fleißarbeit werden gegen eine Spende abgegeben. Im Rathaus ist ein Info-Stand mit Spendenbox, wo auch die Plakate zum Mitnehmen ausliegen.

„Das Hessen-Nassauisches Wörterbuch spielt als Grundlagenwerk für Hessens Dialekte weiterhin eine wichtige Rolle“, sagt Götz Konrad. Ferdinand Wrede begann die Arbeit 1911. Bis 1934 entwickelte sich eine Erhebung des Mundart-Wortschatzes, wie er in der ehemaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau, der hessen-darmstädtischen Provinz Oberhessen, des Fürstentums (später Freistaats) Waldeck, des rheinischen Kreises Wetzlar und des westfälischen Kreises Wittgenstein gebräuchlich war.

Sprachgeographisch gesehen werden die Dialektlandschaften des Nieder-, Mittel- und Osthessischen sowie Randbereiche des Westfälischen, des Ostfälischen, des Thüringischen, Ostfränkischen, Rheinfränkischen und Moselfränkische.

Mithin ist die Fläche des heutigen Bundeslandes Hessen nördlich des Mains vollständig erfasst, darüber hinaus kleinere Gebiete von Rheinland-Pfalz (westliches Nassau), Nordrhein-Westfalen (Wittgenstein) und Thüringen (Schmalkalden).

Aus etwa 350 000 Belegen besteht die Sammlung. Sie stammen aus freien Erhebungen angeworbener Mitarbeiter (vor allem Lehrer), aus insgesamt 69 Fragebogenerhebungen (die sich zum Teil nur auf Teilgebiete bezogen) und aus schriftlichen (gedruckten und ungedruckten) Quellen wie Dialektliteratur und wissenschaftlichen Abhandlungen. Weil ein großer Teil aus diesen direkten Erhebungen stammt, ist dieser riesige „Zettelkasten“ so wertvoll.

Bei der Veröffentlichung als Wörterbuch wird nun streng alphabetisch nach standardsprachlichen oder „verstandard­sprachlichten“ Lemmata (mit Querverweisen von mundartnahen Stichwörtern) geordnet und der mundartliche Wortschatz im Gesamtumfang erfasst.

Bearbeitet und veröffentlicht sind Band 2 mit den Buchstaben L–R (1943), Band 3. Anfangsbuchstabe S (1967) und Band 4 mit T–Z (2015). Band 1 mit den Buchstaben A bis K ist aktuell in Bearbeitung.

Im Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen ist das Hessen-Nassauische Wörterbuch (HNWb) digital zu finden unter der Adresse www.lagis-hessen.de/hnwb – und wird sukzessive fortgesetzt werden. Die Teilstrecke Vom Buchstaben A bis zum Begriff „abzwicken“ ist veröffentlicht. Und auch die bereits veröffentlichten Bände mit den Buchstaben L–Z sind zu finden.

Warum ist das HNWb wichtig?

  • Das HNWb verfügt über eine einmalige Sammlung der Dialekte in Hessen. Es dokumentiert den traditionellen Dialekt auf einer vergleichbaren Grundlage. Unter den Wörterbüchern der deutschen Dialekte nimmt es eine geographisch zentrale Stellung ein.
  • Das HNWb deckt als einziges Wörterbuch den zentral-, nord- und osthessischen Raum ab, ohne das HNWb bleibt hier eine Lücke bestehen. Zudem deckt das HNWb als einziges Wörterbuch neben den hochdeutschen Dialekten auch noch die niederdeutschen Dialekte in Hessen ab
  • Das HNWb ist eines der traditionsreichsten Wörterbücher des deutschen Sprachraums. Es liegen bereits 46 Lieferungen vor. Seit 2020 besteht jedoch keine eigene Grundfinanzierung mehr. Das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas bewirtschaftet die Arbeiten über Drittmittelprojekte und private Zuschüsse. Bis 2026 sind die Arbeiten über eine Finanzierung der Akademie der Wissenschaften auf sehr einfachem Niveau sichergestellt. Danach ist der Fortgang ungewiss.
  • Ziel ist eine Fortsetzung der Redakteursstelle mit Unterstützung des Landes Hessen. Das Wörterbuch soll dann in einer freien Internetversion für alle, die sich für die Dialekte in Hessen interessieren, zugänglich gemacht werden.